FSA – Farm Security Administration

Im Auftrag der Regierung wurde unter dem Präsidenten Franklin D. Roosevelt („New Deal“) als Nachfolgerin der Resettlement Administration (RA) 1937 die Farm Security Administration (FSA) gegründet. Die FSA – ein Hilfsprogramm für die arme Landbevölkerung – ist in Europa vor allem für die fotografische Dokumentation des ländlichen Amerika während der Zeit der großen Dürre („Bitter Years“) bekannt. Infolge mehrerer Dürreperioden und durch die zunehmende Industrialisierung in der Landwirtschaft stieg in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts die Arbeitslosigkeit immens an (von 3% auf fast 25%).

 

In den Jahren von 1935 bis 1944 beauftragte Roy Stryker, der Leiter der Informationsabteilung der FSA, Fotografen und Schriftsteller, um über die Not der Farmer und Wanderarbeiter zu berichten. Zur Gruppe der Fotografen gehörten u. a. Jack Delano, Russell Lee, Carl Mydans, Marion Post Wolcott, Arthur Rothstein, Ben Shahn, John Vachon und Dorothea Lange, von der das bekannteste FSA-Foto – die Bildikone „Migrant Mother“ von 1936 stammt. Insgesamt ließen die RA und FSA 250.000 Bilder erstellen, wovon heute knapp die Hälfte der Fotografien (164.000) in der Abteilung für Drucke und Fotos in der Library of Congress (LC) in Washington D. C. archiviert sind.

 

Auch der Fotograf Walker Evans (1903-1975) war im Auftrag der FSA unterwegs, die er nach einem Zerwürfnis mit Roy Stryker jedoch recht schnell wieder verließ. Denn sein Credo „no politics“ war eine äußerst schlechte Ausgangsposition, um seinen Auftraggebern – eine Regierungsorganisation, die auf der Suche nach weiteren Mitstreitern für das Hilfsprogramm waren, die „Bilder“ zu liefern, die sie sehen wollten. Roy Stryker gab seinen Fotografen so genannte „shooting scripts“ mit auf den Weg: wie bei einem Drehbuch mit Regieanweisungen, z. B. welche Tätigkeiten die Abgebildeten ausführen sollten, um damit beim Betrachter bestimmte Gefühle zu transportieren. Die Bilder wurden regelmäßig von populären Fotomagazinen wie „Life“ oder „Look“ abgedruckt und somit einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Doch der Fotograf selbst hatte keinen Einfluss auf die Auswahl der Bilder, denn unmittelbar nach der Belichtung wurden die Fotos direkt zur FSA geschickt.

 

Nur Walker Evans ließ sich ungern vorschreiben, was und wie er etwas zu fotografieren hatte. Er sah sich als Künstler. Möglicherweise ein Grund, warum seine zeitlosen Arbeiten heute zu den stärksten fotografischen Zeugnissen der 30er Jahre in den Vereinigten Staaten zählen und ebenfalls zu Ikonen der Fotografie wurden. Denn bereits 1938 wurden Fotos aus seiner kurzen Zeit bei der FSA im New Yorker Museum of Modern Art ausgestellt. Gemeinsam mit dem amerikanischen Schriftsteller und Journalisten James Agee (1909-1955) veröffentlichte Walker Evans 1941 das Buch „Preisen will ich die großen Männer“, in dem die Lebens- und Arbeitsbedingungen von drei Familien in Akron, Hale County in Alabama dokumentiert wurden.

 

© Erle Bessert M. A.

 

Im Rahmen der Reihe „Junge Fotografie im Schloss“ werden die FSA-Fotografien in der Ausstellung „Fifty/Fifty Mississippi meets FSA“ – Ein Fotoessay von Henning Bode vom 1. Juni – 13. Juli 2014 im Schloss Ritzebüttel in Cuxhaven gezeigt. Neben Walker Evans sind außerdem Bilder von Carl Mydans, Arthur Rothstein, Russell Lee und Marion Post Wolcott zu sehen.